Gechillte Außenküche

Wir wurden mal wieder angefragt, ob wir nicht eine Feier zu einem runden Geburtstag kulinarisch begleiten könnten. Ja, würden wir, aber wir wollten nun gerne mal etwas Neues machen. Nach ersten Vorgesprächen war klar – das Budget lag etwas höher.

Der erste Gedanke war ein Spanferkel in der Box/Kiste. Für Unwissende: das ist eine Metallkiste auf der Feuer gemacht wird. Die hätte durchaus zum Teil mit ins Budget gepasst.

Hier mal als Beispiel von einer Feier nach einer Treibjagt, nur dass hier ein Wildschwein drin ist. Wen es interessiert, der sucht z.B. nach La Caja China.

Mir war das irgendwie zu langweilig und daher habe ich dazu angeregt: Spanferkel ja – aber warum nicht gleich im Erdloch?

Nach einiger Diskussion wurde abgestimmt und ich meine mich zu erinnern (war ja schon 2018), dass wir zu 80 Prozent für das Erdschwein votiert haben 😁🤗.

Essen war für ca. 17:30, auf den Punkt, für alles geplant!

Naja, noch nie so eine Außenküche und noch nie was im Erdloch gemacht. Was soll’s „no risk no fun“ und als Backup sollte es noch Roastbeef geben😁.

Ganz am Anfang erst mal geprüft ob man denn ein frisches Spanferkel auf Termin bekommt. Fleischer: Frisches Spanferkel um die 20 kg? Kein Problem, eine Woche früher bestellen. Also abgewartet, ob es mal endlich nachhaltig regnet.

Beispielbild einer eigentlich grünen Wiese Sommer 2018. Der Boden war so extrem trocken, dass wir nix „anbrennen“ lassen wollten und damit offenes Feuer tabu war.

Der Regen kam…

Also: Spanferkel bestellt für Freitag ab 12:00 Uhr.

Nun mal die Stelle finden an der man ein schönes Loch buddeln kann und ein großes Feuer möglich ist. Möglichst ohne Kabel zu treffen und/oder andere Leitungen zum Schmelzen zu bringen!

Der Gastgeber hat dieses schon „Wochen“ vorher!! selbständig ausgebuddelt 😁.

Das Loch muss mit Steinen gefüllt werden. Diese haben wir direkt aus dem Baumarkt geholt. Bei den Steinen sollte man aufpassen. Es gibt Steine (z.B. vom Flussbett), die unter der Hitze „explodieren“ können. Dazu kann ich aber keine weiteren Aussagen treffen, denn über diesen Sachverhalt bin ich nur bei meinen Recherchen gestolpert und habe es einfach umgesetzt. Einfach machen – das kostet nicht die Welt 😉 (und ist günstiger als die Kiste🤪).

Ich habe auch gleich noch etwas (sauberen) groben Sand gekauft als Abdeckung für die Steine (das Bild zeigt nur eine Teillieferung).

Am Vortag zum Fleischer und das Spanferkel geholt.

!!Schock!! – Das frische Spanferkel ist gefrostet und bringt stolze 27,8 kg auf die Wage🥴.

Was ein Brocken! Ein Zurück gab es nun aber nicht mehr. Ich hatte gehofft, dass es gut auftaut im Wintergarten. Kühl aber nicht Kühlschrank.

Am nächsten Morgen ging’s dann zeitig raus. Denke gegen 0400 bin ich losgefahren.

Erst mal alle Steine im Loch verteilen und Holz drauf

Zündung. Das Schöne ist man kann tatsächlich alles naturbelassenes Holz nehmen. Fichte, Buche, Eiche… mit oder ohne Holzwurm oder Rinde. Hauptsache keine Chemie! Gut eignen sich Wurzeln und Stücke mit Astgabelungen, die man eh nur schwer klein bekommt.

..und immer feste drauf mit dem Holz..

Am allerbesten ist gegen 0600 schon ein Bierchen🤣.

Wir haben die Sandsäcke auch gleich neben das Feuer gelegt, damit die sich auch schon aufwärmen konnten.

Leider kann man nicht das ganze Feuer bewundern und mehr als ein Bierchen sollte man auch nicht trinken, denn es muss ja das Schwein vorbereitet werden.

Wir haben eine kleine Injektionslösung angesetzt mit Salz, Knoblauchzehen, Pfeffer, Lorbeerblättern, braunem Zucker, Apfelsaft und Whisky.

Dann die leicht abgekühlte Injektion in das Schwein spritzen. Jetzt sind etwas Fachkenntnisse erforderlich, da man immer mit der Faser (beim Nacken ja kein Problem, aber wenn man den nicht sieht🤷‍♂️) spritzt. Wichtig ist, dass man auch nur beim Rausziehen der Spritze drückt.

Der Winkel sollte stets auch sehr flach sein. Das Bierchen ist noch vom Feuern 🤣.

Auf einem entsprechend großen Tisch die Bananenblätter ausgebreitet.

Wir hatten gefrostete und die haben’s leider wie auch das Spanferkel nicht ganz geschafft aufzutauen.

Spanferkel drauf und mit einem Rub der Wahl gut einreiben. Hauptsächlich innen, da durch das Fett ja nicht soviel durchkommt, deswegen haben wir auch die Injektion gemacht.

Leider kein anderes Bild: in die Bauchhöhle noch Zwiebel, Äpfel und Majoran gepackt und gut zugenäht.

Schweinchen eingewickelt und mit gewässertem Hanfstrick verzurrt. Die 0,5 Liter Flasche Becks steht nur zur Größenorientierung da 🙃.

Jetzt das Ferkel auf die heißen Steine legen, aber nicht ohne vorher die Hälfte rauszunehmen, um sie dann obendrauf zu werfen. Jetzt qualmmt es mächtig!

Schnell den Sand drauf…

Da die Steine immer wieder runtergerollt sind, haben wir die Seiten erst mal mit Sand aufgefüllt, danach wieder Steine drauf gehauen und an die Seite gedrückt. Schicht für Schicht..

Das sollte alles sehr schnell gehen damit kein Feuer entsteht!

Grasnarbe drauf, Kreuz setzen, fertig..

Wir haben noch, um das besser kontrollieren zu können, ein Thermometer in die dickste Stelle gesteckt. Wir dachten zur Not könnte man nochmal ein Feuer von oben machen, wenn die Gartemperatur nicht erreicht wird.

Spanferkel verbuddelt gegen 0830, um ca. 1300 war die Kerntemperatur bei 50 Grad. Danach ging’s ziemlich schnell auf 70 Grad, um dann erstmal hängen zu bleiben. Ganz langsam sind wir dann auf bis 83 Grad gekommen. Es gibt also auch hier eine kleine Plateauphase.

Dann sind langsam die Gäste eingetrudelt und ganz ehrlich: hat schon was – „Wo ist denn das essen, wir dachten es wird gegrillt?“

Grasnarbe weg und los geht’s..

Freilegen…

..die Steine waren noch schöne Handschmeichler..(sehr warm)

Buddeln und buddeln..

Was nun nicht so propper ist (daran denkt man ja nun auch nicht🤪) – nun stehen alle da und gucken zu..

Endlich soviel Platz, dass man drunter kam..

Erstmal neben dem Loch abparken und schön vom Sand befreien.

Auf einen Tisch packen und aufknoten.

Vorsichtig auswickeln und hierbei nun aufpassen, dass der Sand mit entfernt wird.

Da ist es nun..

Der Tisch war nun erst mal voll mit Sand und wir mussten einen neuen suchen.

Gefunden. Schnell noch gesäubert und desinfiziert. Vorsicht beim Transport: Zerfallgefahr!

Im Hintergrund noch gut zu sehen: der Einmalofen😁.

Das muss natürlich alles zügig gehen damit das Essen nicht kalt wird. Also Anschnitt – natürlich mit viel „Unterstützung“ 😉.

Erst mal die Keule geschnitten und die „Einleger“ raus. Alles ans Büfett gebracht.

Die Flüssigkeit abgeschöpft. Man sieht noch leicht wie sie dampft.

Leider war eine Seite noch nicht ganz durch – bei Rind ok, aber bei Schwein..hmm,

Wir haben das separiert und nochmal auf den Grill geworfen.

Als Fazit bleibt: das Ganze ist schon cool – das Ferkel sollte aber definitiv nicht gefrostet sein. Das ist halt ein logistisches Problem. Frisch und dann die Kühlkette einhalten. Ich hab mir zwar einen Kühlschrank für Events gekauft aber ein Schwein passt da nicht rein🥴.

Das was ich gegessen habe war saftig und gut gewürzt.

Eventuell sollte man sowas am Vorabend ansetzten und gegen Mittag rausholen. Die Temperatur im Loch war definitiv noch da.

Naja und am Ende eben, soooo gechillt war es dann nicht da wir parallel noch „ein zwei“ andere Sachen gemacht haben.

Impressionen:

Logischerweise gabs noch „Gedopftes“.

Kartoffelgratin, Gemüse mit falschem Filet, Hänchen, Westernbohnen

Brokkolisalat

Wunderbares australisches Roastbeef, medium-durch, medium, medium-rare.

Das Gemüse auf dem Büfett. Hier müssen wir unbedingt an unserer Präsentation arbeiten.

Es fehlte etwas (viel) Schärfe bei den Bohnen, aber alle dachten es könnte auch ein Chilli sein. Da hat dann natürlich noch mehr Schärfe gefehlt.

Das Roastbeef kam scheinbar auch in Gänze aber aus ganz konträren Gründen später in den Frost. 😉

Danksagung:


Dem Stargast, der das möglich gemacht hat und sich bereit erklärt hat sich in ein leckeres Essen zu verwandeln.

Der Gastgeberin, die es uns ermöglicht hat sowas auszuprobieren und immer geduldig war.

Dem Gastgeber, der zu seinem Geburtstag schon um 0400 aufgestanden ist um seinen Geburtstag „würdig einzuläuten“ und nicht zu böse war, dass wir wie immer zu viel gemacht haben (viel zu viel) und vor allem, dass er zu seinem runden Geburtstag so einen Spaß mitgemacht hat.

Dem Unfallchirurgen, der mit viel Freude und vielen interessanten Detailerklärungen das Ferkel fachmännisch zerlegt hat.

Meiner vegetarisch lebenden liebreizenden Püppi die mir Frei gegeben hat und das nicht so ganz durche Schwein noch den ganzen Abend fertig gegrillt hat.

Und allen Gästen, die sich mit dem Fotografieren der Griller zurückgehalten haben…

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